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Ein tödliche Liebe: Petra Kelly & Gert Bastian von Alice Schwarzer ☆☆☆☆☆

Ich habe Petra Kellys Bild noch genau vor Augen: schön, etwas hager mit großen Schatten unter den Augen. Für ihr Engagement bei den Grünen und in der Friedensbewegung habe ich sie bewundert. Dann geschah 1992 das Unbegreifliche: Petra Kelly und ihr Partner Gert Bastian begingen einen Doppelselbstmord.

 

Genau hier grätscht Alice Schwarzer dazwischen, indem sie immer wieder betont, dass Petra Kelly von Gert Bastian ermordet wurde. Damals sprach auch der Staatsanwalt von Doppelselbstmord und die Grünen richteten eine gemeinsame Trauerfeier aus. Die kriminologischen Erkenntnisse bestärken Alice Schwarzers Fakten: Eine Beteiligung Dritter wird ausgeschlossen und man geht davon aus, dass Bastian seine Lebensgefährtin im Schlaf erschoss und dann sich selbst das Leben nahm.

 

Die Leichen wurden erst zwei Wochen nach der Tat im Bonner Reihenhaus entdeckt. Ein Indiz dafür, wie zurückgezogen die ehemaligen Aktivisten, insbesondere Kelly, lebten. Sie litt schon lange unter Panikattacken, Schlafstörungen, erhielt Morddrohungen und konnte aufgrund ihrer seelischen Verfassung nicht mehr ohne Begleitung das Haus verlassen. Die Beziehung war durch eine zerstörerische Abhängigkeit bestimmt. Man würde sie heute als toxisch bezeichnen.

 

Die Autorin sagt, dass der verlogene Umgang mit der Tat sie zum Buch bewog, das bereits ein Jahr nach dem Tod des Paares erschien und entsprechend polarisierte. Sie habe journalistisch recherchiert und literarisch geschrieben. Dadurch entstand ein sog. Fiction, in dem sich psychologische Fallstudien, Biografien, Geschichte und Politik, aber auch dichterische Freiheit und Intuition ineinander verweben. Genau dieser Stil macht das Buch, auch 30 Jahre nach der eigentlichen Tat, so lesens- bzw. hörenswert.