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Flâneuse von Lauren Elkin

Flanieren ist viel mehr als reines Spazierengehen. Man schaut sich dabei um, hat nicht unbedingt ein Ziel, nimmt sich Zeit, macht u.U. Notizen. Uns allen ist der Begriff des Flaneurs bekannt, eine Flaneuse dagegen gibt es in unserem Sprachgebrauch nicht. Aber über genau diese Frauen handelt Lauren Elkins Buch. Der Begriff Flaneuse ist übrigens nicht ihre Erfindung. Es gibt ihn schon seit dem 19. Jahrhundert. Er wird für mutige Frauen verwendet, die auf gesellschaftliche Zwänge pfeiffen, wie z.B. Virginia Woolf, Jeanne Rhys und andere, die in Paris, New York, Tokio, Venedig und London flanieren. Dabei reicht es nicht nur, die Biografien dieser Frauen zu betrachten, sondern auch die Orte des Geschehens und die Geschichte dieser Städte. Etwas irritierend ist, dass eine fußgängerfeindliche Stadt wie Tokio recht viel Aufmerksamkeit bekommt, nicht aber Berlin, wo doch dort um die Jahrhundertwende das Flanieren zum Lebensgefühl der Boheme gehörte.

Lauren Elkin flaniert also selbst in den o.a. Städten, in denen sie einige Jahre gelebt hat und verwebt ihre eigene Geschichte als Flaneuse mit denen der berühmten Frauen, die vor ihr durch diese Städte spazierten. Häufig fragte ich mich beim Lesen, ob es sich um eine auobiografische Erzählung oder um ein Sachbuch über flanierende Frauen handelt? Außerdem geht es bei Elkin, im Gegensatz zu Tom Hodgkinsons Buch „Anleitung zum Müßiggang“, um die politische Erschließung des öffentlichen Raums als emanzipatorischen Akt gemischt mit privaten Betrachtungen. Dabei schweift sie vom eigenen Kernthema ab, wird anstrengend und manchmal gar langweilig. Mir erschließt  es sich nicht, was Lauren Elkin mit ihrem Buch "Flaneuse" bezwecken will.

Trotz allem hat die Autorin in mir wieder die Lust erweckt, selbst durch div. Städte zu flanieren. Für mich persönlich wird es Ljubjana sein, durch das ich im September lustwandeln werde. Dieses Mal vielleicht sogar mit einem Notizbuch im Gepäck...